Was ist Bewusstseinskontrolle (Mind Control)?
Von Markus Engelberth – www.destruktive-gruppen-erkennen.com
Wenn der Begriff Bewusstseinskontrolle fällt, denken viele Menschen anfangs an Gehirnwäsche. Womöglich noch an einen unklaren, mystischen Prozess, der nicht genau definiert werden kann. In Wirklichkeit bezeichnet der Begriff eine spezifische Zusammenstellung von Methoden und Techniken, wie Hypnose oder Gedankenstopp, zur Beeinflussung der Gedanken, Gefühle und Handlungen einer Person.
Techniken der Bewusstseinskontrolle sind nicht von Natur aus Böse. Wenn Techniken der Bewusstseinskontrolle eingesetzt werden, um jemanden zu mehr Wahlmöglichkeiten zu verhelfen, er dabei aber die Entscheidungsgewalt über sein Leben behält, so kann dies sehr positive Auswirkungen haben. So haben sich Leute mit Hilfe von Hypnose das Rauchen abgewöhnt. Wenn Bewusstseinskontrolle jedoch benutzt wird, um das Glaubens- und Wertsystem eines Individuums ohne sein Wissen und ohne seine Einwilligung zu verändern und den Betreffenden von externen Autoritätsfiguren abhängig zu machen, kann das verheerende Auswirkungen haben.
Destruktive Bewusstseinskontrolle will nichts weniger als eine einzelne Identität – Verhalten, Gedanken, Gefühle – zu zerstören und sie durch die Vorstellung des Anführers/der Gruppe zu ersetzen. Dies erfolgt durch strikte Kontrolle des physischen, geistigen, emotionalen und spirituellen Lebens des Anhängers. Die Einzigartigkeit und Kreativität einer Person wird unterdrückt.
Die von Sekten praktizierte Bewusstseinskontrolle ist ein sozialer Prozess, der Gehorsam, Abhängigkeit und Übereinstimmung bestärkt und oft allein durch die Größe der Gruppe verstärkt wird. Sie wird erwirkt, indem man eine Person in ein soziales Umfeld tauch, in dem sie nur dann funktionieren kann, wenn sie ihre alte Identität abwirft und die neue, von der Gruppe gewünschte annimmt.
Personen werden aufeinander abgestimmte psychologischen und sozialen Prozessen ausgesetzt mit dem Ziel, Einstellungs- und Verhaltensänderungen zu bewirken und größtmögliche Kontrolle über das Leben der Mitglieder zu gewinnen.
Diese sprichwörtliche mentale Programmierung ist kein einmaliger Vorgang sondern ein allmählicher Prozess der Destabilisierung und Umwandlung. Er kann mit der Gewichtszunahme verglichen werden, zuerst ein paar Gramm, dann ein halbes Kilo, schließlich ein Kilo. Ohne die ersten Veränderung auch nur zu bemerken, hat man plötzlich eine andere Figur.
So auch Bewusstseinskontrolle. Hier drehen, dort drücken – und da haben wir sie: eine neue innere Einstellung, einen neuen Standpunkt. Es handelt sich also um ein konzentriertes Bemühen, die Weltsicht einer Person, ihr Bewusstsein, zu verändern, wodurch sich auch ihr Verhalten ändert, so dass die Person ihre eigene Veränderung nicht bemerkt.
Alles, was das alte Selbstverständnis bestärken könnte, wird beiseite gestoßen und durch die Realität der Gruppe ersetzt. Von Unabhängigkeit und Individualität wird abgeraten. Die frei Wahl wird zurückdrängt, um die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen zu untergraben.
Die Person nimmt eine totalitäre Ideologie an, die, sobald verinnerlicht, sein früheres Wertesystem ersetzt. Häufig kommt es zu einem radikalen Persönlichkeitswandel und zu einem kompletten Bruch mit dem bisherigen Lebensweg. Dieser Prozess kann innerhalb weniger Stunden aktiviert werden, doch es bedarf meistens mehrerer Tage oder Wochen, bis er gefestigt ist.
Die Glaubenslehre der Gruppe wird der Person zum einzigen Anliegen. Jedes und jeder das/der nicht in diese neu geformte Realität passt, wird irrelevant. Totalitäre Gruppen machen ihre Mitglieder praktisch zu Süchtigen.
Markus Engelberth; 1220 Wien
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